Elisa-Inge Schüler-Mombaur (*1941)

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„Das erlebt zu haben, das ist was ganz Großes“

Eine ganze Woche Regen – das ist das Erste, woran sich Elisa Mombaur erinnert. Und dann: der Einzug in Hannover, der „einfach gigantisch“ war. Zusammen mit ihrem Mann Martin Mombaur begleitete sie die komplette Aktion und suchte vor allem das Gespräch mit der Polizei. Gemeinsam mit weiteren Teilnehmer*innen machten sie klar: Der Treck ist ein gewaltfreier Protest. Mit der atomaren Bedrohung hatte sich Elisa Mombaur schon 1975 in Grohnde auseinandergesetzt. 1980 zog sie mit ihrer Familie nach Lüchow und engagierte sich von Beginn an in der Bürgerinitiative. Heute praktiziert sie dort als Psychotherapeutin – und ist stolz auf alles, was die Bewegung erreicht hat.

Hans-Werner Zachow (*1955)

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„Wir wurden in Hannover begrüßt wie ein Team, das die Weltmeisterschaft gewonnen hat.“

Für Landwirte wie Hans-Werner Zachow ging es beim Treck um mehr als nur den Widerstand gegen die Standortbenennung. Es ging ihnen um viel mehr: Sie fürchteten um ihre Lebensgrundlage und besonders, dass Grund und Boden im Falle einer atomaren Verseuchung nutzlos würde.

Daher war es für Hans-Werner Zachow selbstverständlich, mit seinem Trecker nach Hannover zu fahren. Er war Mitbegründer der Bäuerlichen Notgemeinschaft und engagiert sich bis heute für ein faires und wissenschaftlich fundiertes Standortauswahlverfahren. Im Laufe der Zeit kamen seine Trecker bei vielen der kreativen Protestaktionen zum Einsatz.

Foto: privat

Pastor Gottfried Mahlke (*1947)

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„Das darf nicht sein. Die Schöpfung darf man nicht kaputt machen.“

Gottfried Mahlke war von 1974 bis 1988 Pastor in Gartow und seit der Standortbenennung aktiv im Widerstand. Er bezog als einer der ersten Vertreter der Kirche schon früh eindeutig Stellung gegen die Pläne, in Gorleben ein atomares Endlager zu errichten.

Die Fragen nach der Verantwortung gegenüber der Gefährdung und Ausbeutung der Umwelt äußerte er öffentlich nicht nur auf dem Treck nach Hannover. Für seine klare Haltung wurde er von der Kirchenleitung stark kritisiert: Als 1980 an der Bohrstelle 1004 das Hüttendorf „Republik Freies Wendland“ errichtet wurde, durfte er dort im Pfingstgottesdienst nicht predigen.

 

Wolfgang Ehmke (*1947)

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„Ernst Albrecht ging von Ja-Sagern aus. Na, da hat er sich schön getäuscht.“

Wolfgang Ehmke wurde im Wendland geboren, studierte in Hamburg und sah sich von Beginn an als Vermittler zwischen den Menschen vor Ort und den städtischen Linken, die an den Protesten ebenfalls teilnehmen wollten. Für ihn war klar: Der Treck sollte eine Aktion der Landwirt*innen sein. Dennoch waren ihm eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Ziel wichtig. Seitdem engagiert sich Wolfgang Ehmke vornehmlich in der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Als ihr aktueller Pressesprecher setzt er sich ebenfalls für die ergebnisoffene Endlager­suche ein.

Foto: privat

Gabi Haas (*1949)

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„Für mich ist das Wendland zur zweiten Heimat geworden.“

Mit dem Fahrrad hat Gabi Haas den Treck nach Hannover vom ersten bis zum letzten Tag begleitet. Für sie war es schlicht ein „unvergessliches Erlebnis.“ Die Hamburger Journalistin und TV-Autorin lebte schon Mitte der 1970er Jahre mit Zweitwohnsitz in Lüchow-Dannenberg. Ursprünglich zogen Natur und Ruhe sie dorthin. Doch durch den Gorleben-Konflikt hat sie das Wendland von einer ganz neuen Seite kennengelernt: lebendig, vielfältig und kreativ. Sie fand im Widerstand Freund*innen – unterschiedliche Menschen, mit denen sie nicht nur eine bewegte Geschichte verbindet, sondern auch eine gemeinsame Idee. Als Sprecherin des Gorleben-Archivs setzt Gabi Haas sich heute dafür ein, dass diese Geschichte auch nachfolgenden Generationen zugänglich bleibt.

Foto: privat

Entschlossen, mutig, ausdauernd.

Die „Gorleben-Frauen“ sind untrennbar mit der Protestbewegung im Wendland verbunden. Lilo Wollny (*1926) erinnert sich, wie alles begann: „Wir Frauen aus der BI wollten uns irgendwann ohne Männer treffen...einfach mal zusammen Kaffee trinken und uns ausquatschen.“ Schnell nahmen die „Gorleben-Frauen“ eine aktive Rolle im Widerstand ein, fielen oft mit künstlerisch-kreativen Aktionen auf. Dabei wurde ihre reflektierte und deeskalierende Haltung von Polizei und Ordnungsbehörden sehr geschätzt.

Lilo Wollny und ihre Mitstreiterinnen Undine v.Blottnitz (1936-2001), Marianne v.Alemann (1930-2018) und Marianne Fritzen (1924-2016) verstanden sich nicht in engerem Sinne als Feministinnen, sondern orientierten sich in erster Linie an der konsequenten Ablehnung der geplanten nuklearen Entsorgungseinrichtungen. Dies wurde bereits 1980 auf dem internationalen Frauentreffen deutlich, zu dem sich 3000 Teilnehmerinnen im Wendland versammelten.

Als sich jüngere Frauen mit neuen Ideen und einem anderen Arbeitsstil der Gruppe anschlossen, kam es 1983 zur Abspaltung der „Ini 60“ mit Atomkraftgegnerinnen im Alter „60+“. Und sie beteiligten sich weiter aktiv an Protestaktionen, v.a. gegen die „Castor-Transporte“.